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Gründerin

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Die Märtyrerinnen von der Drina

Eine Heilig- oder Seligsprechung erfolgt am Ende eines langen kirchenrechtlichen Verfahrens, wenn der Papst nach entsprechender Prüfung erklärt hat, dass bestimmte Verstorbene als Selige bezeichnet und als solche öffentlich verehrt werden dürfen. Damit bekundet die Kirche das Vertrauen, dass ein Mensch die Vollendung bei Gott bereits erreicht hat.

Am 14. Jänner 2011 unterzeichnete Papst Benedikt XVI. die Urkunde, die das Martyrium der 5 Märtyrerinnen von der Drina als solches anerkannte.

Selig? Selig!

Die feierliche Seligsprechung der Dienerinnen Gottes fand am 24. September 2011 in Sarajevo statt. Sr. Berchmana Leidenix ist Österreicherin, 1865 in Enzersdorf an der Fischa im Dekanat Schwechat geboren, Schülerin, später Lehrerin, im ersten Mutterhaus der Kongregation in der Marienanstalt, Fasangasse 4. 1874 wurde Bosnien Teil der Monarchie nach 400 Jahren osmanischer Herrschaft. 1882 gründete Mutter Franziska Lechner das erste Kloster in Sarajevo, das sich Mädchenbildung und sozialen Beistand für alle Bedürftigen zur Aufgabe machte. In rascher Folge entstanden viele Gemeinschaften, bald kamen Mädchen aus der Umgebung, um die Reihen der aus dem Mutterhaus in Wien ausgesandten Schwestern zu verstärken.

Im April 1941 wurde der unabhängige Staat Kroatien ausgerufen, der damals auch das Gebiet von Bosnien und der Herzegowina umfasste. Dagegen rebellierte die serbische Bevölkerung und in einer Region, in der die verschiedenen ethnischen und konfessionellen Gruppen jahrhundertelang friedlich zusammen gelebt hatten, brach der Bürgerkrieg aus.

Die Tschetniks, eine paramilitärische Gruppe moralisch verwilderter, grausamer Kämpfer, überzog das Land mit Feuer, Gewalt und Mord. In Pale, einer kleinen Stadt 18 km östlich von Sarajevo, lebten 5 Schwestern, die ein kleines Erholungsheim für Schwestern und Gäste, die vom Bergklima dort profitieren sollten, betreuten. Sie führten auch über etliche Jahre eine Grundschule für die Kinder aller Volksgruppen und Religionen, also für Kroaten, Serben und Türken, römisch-katholischen, orthodoxen, jüdischen oder muslimischen Bekenntnisses. Ebenso erstreckte sich ihre soziale Hilfe auf alle bedürftigen Menschen der Umgebung.

Am 10. Dezember 1941 brach eine Gruppe von Tschetniks in das Kloster ein und trieb die fünf Schwestern und andere Hausbewohner bei beißender Kälte über tief verschneite Bergpfade etwa 65 km weit nach Goražde, wo sie interniert wurden. Die betrunkenen Tschetniks hatten sich zum Ziel gesetzt, die Schwestern zu missbrauchen. Wie Ohrenzeugen aus der Umgebung, die die Beschimpfungen und Flüche der Soldaten, ebenso wie die Gebete und Klagen der Schwestern, hörten, berichten, ergriffen die Schwestern als letzten Ausweg die Flucht durch das Fenster im dritten Geschoß des Hauses und blieben schwer verletzt liegen, bis die wütenden Verfolger sie mit zahllosen Stichen ihrer Messer ermordeten. Die Leichen wurden ihrer Kleider beraubt und nach einigen Tagen, in denen sie den Blicken sensationslüsterner Passanten ausgesetzt waren, von der Drina hinweg gespült.
Schon während der Zeit des kommunistischen Regimes erhielt sich im Volk die Verehrung der 5 Märtyrerinnen und sobald das möglich war, bemühte sich die Diözese Sarajevo und die Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe um die Anerkennung ihres Martyriums.

Die Freude über die kirchliche Anerkennung ihres tapferen Widerstandes ist groß. Groß ist auch der Stolz auf diese unsere Kongregation, aus deren geistigem Erbe das seelische Format dieser heldenhaften Schwestern gewachsen ist.